Ein Foto, wo sie in einer Galerie steht. Sie hat ein relativ männliches Hemd an, ein Jeanshemd. Ich weiß grad nicht, ob ich mir das ausdenke, ich glaube, dass sie auch ein dreieckiges Tuch um den Hals hat. Sie steht mit Beinen überschlagen im Raum und schaut auf eine Gruppe. Sie steht außerhalb der Gruppe, als Choreografin. Schon so wie sie dasteht, wie sie gekleidet ist, macht mich neugierig auf den Menschen. – Judith Hummel, 21.9.2017
Where do we come from? On Rosemary Butcher (1947-2016)
Das Zwei-Jahresprojekt bewegt sich an den Schnittstellen von Choreografie, Archivrecherche und Publikation. Es hat drei Phasen der Öffentlichkeit umfasst. 2017 entstand eine Rauminstallation mit einer zweistündigen Lesung im schwere reiter Theater. 2018 wurde die Arbeit im Rahmen eines Symposiums weitergeführt und endete mit einer Buchbox, die erwerblich ist.
What stays with me? What stays with you?
In Erinnerung an die 2016 verstorbene britische Choreografin Rosemary Butcher begann Judith Hummel 2017 nach einer persönlich-künstlerischen Form der Archivierung zu forschen. Hummels Verbindung und Erfahrung mit Butcher ist ihre Zusammenarbeit als Tänzerin in dem letzten Stück „New Work – Test Pieces“, das 2014 im Lenbachhaus München zur Uraufführung kam. Interviews mit zwölf Personen aus Butchers Wirkungsumfeld in München und London sind Herzstück der Recherche geworden. Gemeinsam mit ihrem Team realisierte Hummel daraus im Dezember 2017 einen „Resonanzraum“ im schwere reiter Theater in München: Eine Rauminstallation, die Zitate der Interviews, Videoaufnahmen, Klang- und Lichtquellen miteinander verband und ausstellte. Zum Symposium „Housing the Temporary – Zugänge zur eigenen Geschichte“, das im Juni 2018 in München stattfand, wurde eine Neubearbeitung der Interviewzitate von 2017 vorgenommen. Aus ursprünglich 361 Einzelblättern an Zitaten von 2017 wurden 140 ausgewählt und fünf Kapiteln zugeordnet: About – Making – Vision – Result – Memories. Gedruckt lagen diese als offenes Archivsystem aus und die Gäste waren eingeladen, einzelne Blätter auszuwählen und mitzunehmen. Die gesamten „140 pages“ liegen in ungebundener Form vereint vor. Eine Bündelung an Erinnerungen der beteiligten Personen, die erweiterbar ist und eine individuelle Ordnung zulässt. Ein Ergebnis der Recherche, das die Offenheit für mehr bereithält. – Judith Hummel, München im Oktober 2018
Credits und Dank
Publikation 2018 – Bearbeitung, Zusammenstellung Text, Judith Hummel und Ulrike Wörner von Faßmann / Gestaltung, Stephanie Roderer, Studio Ping Pong / Dank an Justin Almquist
Symposium 2018 – Bearbeitung und Zusammenstellung Text, Judith Hummel und Ulrike Wörner von Faßmann / Bilder, Judith Hummel und Severin Vogl / Gestaltung, Stephanie Roderer, Studio Ping Pong / Dank an Katrin Schmid
Installation 2017 – Künstlerische Leitung und Lesung, Judith Hummel / Dramaturgie, Ulrike Wörner von Faßmann / Video, Severin Vogl / Raum, Katrin Schmid / Klang, Klaus Janek / Licht, Charlotte Marr / Assistenz, Heidi Schnirch / Gestaltung, Stephanie Roderer, Studio Ping Pong / Dank an Ingeborg Landsmann und Christian Marschner Dank – an alle Interviewpartner für Ihr Vertrauen und das Gespräch, Stefanie Sachsenmaier für die Begleitung und Gedanken im Vorfeld, Katja Schneider für den Austausch sowie Katrin Schafitel. Dank an die Förderer, den BLZT München, die LH München sowie die Tanztendenz München e.V.
Das war kein Wischi-waschi mit dieser Frau. – Anna Holter, 10.5.2017
My answer is: because she was an artist. – Nigel Butcher, 26.4.2017
Broken edges – crumbling – falling away – pieces falling off – built up dirt – a darkening – it’s a sensation – decay – accumulating – crusted – something that grows around an area – weight – a thing underneath is disappearing between – beneath the encrust station. These things were tempting to give me information that I could move with. – Charlie Morrissey, 8.8.2017