„Ich fands schön, wie wir mit den Sachen, die unter den Tüchern lagen experimentieren konnten.“

Bewegte Anatomie für Grundschulklassen

Modul II Körpersystem Organe: „Was ist Bauch?“

Den eigenen Körper erfahren, seine Funktionsweisen und verschiedenen Körpersysteme zu kennen ist wesentlich, um ein gesundes, selbstbewusstes, bewegtes Leben zu leben. Diese Tatsache nehmen die Tanzvermittlerinnen Susanne Schneider und Judith Hummel zum Anlass, sich intensiv mit der Anatomie des Körpers zu beschäftigen und ihre Expertisen und Kenntnisse als Tänzerinnen in Grundschulen einzubringen.

Der dreitägige Intensivworkshop bietet Kindern eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem Thema Organe. Diese Erfahrung ermöglicht es ihnen, umfassendes Wissen über ihr Innenleben/Inneres und dessen Funktionsweisen zu erlangen, sowie einen kreativen Zugang zu dieser Thematik zu entwickeln.

Die Bühnen- und Kostümbildnerin Mirella Oestreicher kreierte in Zusammenarbeit mit den beiden Tanzvermittlerinnen Organ-Objekte. Die künstlerische Umsetzung zeigt sich in der Herangehensweise sowie der Farbigkeit und Materialität der Stoffe, das Gewicht und die Maße der Objekte entsprechen der menschlichen Anatomie. Die Organ-Objekte ermöglichen ein haptisches Lernen und wecken Neugier und Interesse bei den Kindern. Mit den Materialien können Fragen nach unserem Inneren, Was liegt unter eurer Bauchdecke? Wie schwer ist eine Lunge? Wieviel Kraft hat unser Herz? Wie lang ist unser Darm? Welche Reise macht unser Käsebrot, wenn wir es essen?, gestellt und gemeinsam beantwortet werden. Durch das Erfahren und Erforschen der Organe Herz, Lunge und Darm in Experimenten, somatischer Körperarbeit (Hands-on) und der Gestaltung eigener (Organ-) Tänze, können die Kinder einen direkten Bezug zu ihrem eigenen Körper herstellen und erleben.

„Ich fand cool, dass man beim Anfangstanz so viel kicken und boxen konnte und das danach zusammen mischen konnte.“

Das Modul II Körpersystem Organe ist in drei Themenbereiche gegliedert. Eine Unterrichtseinheit umfasst ein festgelegtes Warm-Up, einen theoretisch-praktischen Forschungsschwerpunkt, eine Bewegungseinheit durch den Raum, eine kreative Aufgabenstellung, die die Kinder einen eigenen Tanz kreieren lässt und endet mit einem gemeinsamen Cool-down im Kreis.

„Ich fand cool, dass wir uns die Tänze selber ausdenken durften und ich wusste nicht, dass der Darm so lang ist.“

„Ich fand die Experimente cool, zum Beispiel das, wo wir ausprobiert haben, wieviel das Herz in einer Minute an Blut rüberpumpen muss.“

Unterrichtseinheit 1: Lunge

Fragen, die uns durch diese Unterrichtseinheit begleiten sind: Wo liegt die Lunge? Was macht die Lunge? Was ist unser Lungenvolumen? Wie schwer ist sie und wie sieht sie aus? Die Kinder lokalisieren die Lunge mit dem Objekt und spüren sie anhand eines Partners (Hands-on). Sie pusten einen Luftballon auf, um ihr eigenes Lungenvolumen zu sehen. Bild- und Videomaterial helfen, die oben genannten Fragen zu klären. Die Kinder erfinden in Partnerarbeit einen „Lungenflügeltanz“, in dem Symmetrie und die Organqualitäten von Ausdehnen und Zurückkommen wichtig sind. Uns ist wichtig, die Lunge als elastisches, mehrteiliges Organ zu erfahren, mit einem spezifischen Gewicht und Volumen.

Unterrichtseinheit 2: Herz

Fragen, die uns durch diese Unterrichtseinheit begleiten sind: Wo liegt das Herz? Wie schwer ist es? Wie sieht das Herz aus und aus was besteht es? Was leistet unser Herz? Wieviel Blut pumpt das Herz? Wo geht das Blut hin? Verschiedenes Bildmaterial hilft, die oben genannten Fragen zu klären. Die Kinder lokalisieren das Herz und spüren den eigenen Herzschlag. In einem Experiment versuchen sie, genau wie das Herz, in einer Minute drei Liter Blut zu transportieren. Die Kinder pulsieren wie der Herzschlag beständig zum Rhythmus einer Musik. Sie zeichnen einen „Herztanz“ in Partnerarbeit auf ein Papier (Score) und zeigen diesen pulsierenden Tanz aus Raumwegen und Aktionen im Anschluss. Uns ist wichtig, das Herz als einen starken Muskel zu erleben, der das Blut durch den Körper pumpt.

Unterrichtseinheit 3: Magen und Darm

In dieser Einheit beschäftigen wir uns mit Fragen zu dem gesamten Verdauungstrakt. Wann spüren wir unseren Magen? Wo liegt er? Wo liegt der Darm? Wie lang ist er? Was ist der Unterschied zwischen Dünn- und Dickdarm? Was passiert mit meinem Pausenbrot, wenn ich es essen? Verschiedene Bildmaterialien helfen, die oben genannten Fragen zu klären. Die Kinder machen eine haptische Reise entlang ihres Verdauungssystems, um den Weg ihres Pausenbrots nachzuvollziehen. Sie ertasten den Magen, Dünn- und Dickdarm. Sie breiten den acht Meter langen Darm aus und als Gruppe lassen sie Walnüsse durch den Darm wandern und erfahren dabei die Perestaltik. Die Kinder kreieren einen eigenen „Käsebrottanz“, indem sie verschiedene Bewegungen und Fortbewegungsweisen für jeden Bereich des Verdauungstrakts finden. Sie erfahren dabei wie ihrer Verdauung funktioniert und machen den Transfer von Organqualitäten hin zu eigenen erfunden Bewegungsqualitäten.

Das Team

Susanne Schneider und Judith Hummel, Absolventinnen des MA CoDE an der HfMDK Frankfurt, verbindet ihr Interesse am anatomisch-somatischen Tanzansatz. Ihre Vermittlungsarbeit basiert auf transparenter Kontextualisierung und individueller Adaption von Tanzpraktiken. Judith Hummel absolvierte neben ihrer langjährigen künstlerischen Praxis als Choreographin und Performerin eine Shiatsu Ausbildung. Anatomie in Bewegung und Berührung erfahren ist die Schnittmenge, die sie in der Zusammenarbeit mit Susanne Schneider interessiert. Susanne Schneider entwickelte das „Moving Archive“, ein Bewegungstool mit Sinneswahrnehmungsübungen und Bewegungsanleitungen, geprägt von der Körperbewusstseinsmethode Body-Mind Centering (https://susanneschneider.org/Schneider-Moving-Archive). Aktuell entwickeln sie das mehrteilige Vermittlungsmodul „Bewegte Anatomie für Grundschulkinder“.

Dank und Credits

Dieses Projekt wird ermöglicht durch den Bayerischen Landesverband für zeitgenössischen Tanz (BLZT) aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst. Vielen Dank für die Unterstützung und Zusammenarbeit.