Ich konnte mich im Tuch spüren.

Bewegte Anatomie für Grundschulklassen Modul III: Körpersystem Nerven/Sinnliche Wahrnehmung

Den eigenen Körper erfahren, seine Funktionsweisen und verschiedenen Körpersysteme zu kennen ist wesentlich, um ein gesundes, selbstbewusstes, bewegtes Leben zu leben. Diese Tatsache nehmen die Tanzvermittlerinnen Susanne Schneider und Judith Hummel zum Anlass, sich intensiv mit der Anatomie des Körpers zu beschäftigen und ihre Expertisen und Kenntnisse als Tänzerinnen in Grundschulen einzubringen.

Der dreitägige Intensivworkshop bietet Kindern eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem Thema Nerven/Sinnliche Wahrnehmung. Diese Erfahrung ermöglicht es ihnen, umfassendes Wissen über ihr Innenleben/Inneres und dessen Funktionsweisen zu erlangen, sowie einen experimentellen Zugang zu dieser Thematik zu entwickeln.

In Zusammenarbeit mit Heike Kuhlmann, Expertin für somatische Körperarbeit mit Kindern und Jugendlichen, entwickelten wir ein Unterrichtskonzept, das Grundschulkindern ein besseres Verständnis für nervengesteuerte Prozesse im Körper vermittelt. Ziel ist es, die Kinder darin zu unterstützen, ihre körperlichen Zustände bewusster wahrzunehmen und zu steuern. Spielerisch und forschend erkunden die Kinder mithilfe von Bildmaterialien das Nervensystem und die Sinne, vergleichen menschliche und tierische Wahrnehmung und entdecken, wie Anatomie, Reizverarbeitung und Orientierung miteinander verbunden sind.

Die künstlerisch-somatische Umsetzung nutzt farbige Stoffschläuche, die als Erfahrungsräume für Bewegung, Entspannung, Körperwahrnehmung und auditive Orientierung dienen. Sie bieten Schutz, Rückzug und spielerisches Erforschen zugleich. Durch Aufmerksamkeitsübungen, Hands-on-Techniken und Partnerarbeit entwickeln die Kinder ein sinnlich erfahrbares Verständnis für die Verknüpfung von Nervensystem, Sinneswahrnehmung und Bewegung.

Das Modul III Körpersystem Nerven/Sinnliche Wahrnehmung ist in drei Themenbereiche gegliedert. Eine Unterrichtseinheit umfasst ein festgelegtes Warm-Up, einen theoretisch-praktischen Forschungsschwerpunkt, Bewegungsspiele durch den Raum, eine kreativ-experimentelle Aufgabenstellung, eine zur Ruhe einladende Massageeinheit, und endet mit einem gemeinsamen Cool-down im Kreis.

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Ich konnte mich für mich bewegen und mich ausdehnen.

Ich wusste nicht mehr, wo ich war.

Das Team

Susanne Schneider und Judith Hummel, Absolventinnen des MA CoDE an der HfMDK Frankfurt, teilen ein Interesse am anatomisch-somatischen Tanzansatz. Judith Hummel bringt Erfahrungen aus Choreografie, Performance und Shiatsu ein, Susanne Schneider entwickelte das „Moving Archive“, basierend auf Body-Mind Centering. Gemeinsam erarbeiten sie das Modul Bewegte Anatomie für Grundschulkinder.

Credits und Dank

Dieses Projekt wird ermöglicht durch den Bayerischen Landesverband für zeitgenössischen Tanz (BLZT) aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst. Vielen Dank an Fokus Tanz für die Unterstützung und Zusammenarbeit.

Unterrichtseinheit 1: Zentrales Nervensystem und wie es funktioniert

In der ersten Unterrichtseinheit lernen die Kinder das zentrale und periphere Nervensystem kennen – seine Lage, Aufgaben und Bedeutung für Ruhe, Aktivität, Entspannung und Konzentration. Mithilfe von Bildmaterial, Partnerübungen und kreativen Körpererfahrungen erkunden sie die Nervenbahnen und erleben deren Funktion spielerisch. So schlüpfen die Kinder beispielsweise in die Rolle von Synapsen, die Informationen weiterleiten, sie sind elektrisch geladene Körper, die auf Reize reagieren oder sie werden zu Super-Agenten, die ihre Umgebung mit allen Sinnen aufmerksam wahrnehmen.

Unterrichtseinheit 2: Sehen – Warum wir sehen wie wir sehen

In dieser Unterrichtseinheit beschäftigen wir uns mit dem Sehsinn und der Frage, wie unsere Wahrnehmung funktioniert. Die Kinder erfahren alleine und in Partnerübungen die Lage der Augen und ihr Sichtfeld, vergleichen ihr Sehen mit dem von Pferden und erleben so Unterschiede in der visuellen Wahrnehmung. In Bewegungsspielen schärfen sie ihre Aufmerksamkeit, bevor sie im Stoffschlauch ohne visuelle Reize ihre innere Körperwahrnehmung erproben. Eine abschließende Massage- oder Ruhephase unterstützt die Integration der Erfahrungen.

Unterrichtseinheit 3: Hören – Warum wir hören wie wir hören

In der dritten Unterrichtseinheit dreht sich alles um den Hörsinn. Wie ist unser Ohr aufgebaut? Was können wir mit unserem Gehör wahrnehmen – und wofür nutzen wir es? Wie hören Fledermäuse, und worin unterscheiden sie sich von uns? Anschauliches Bildmaterial unterstützt die Kinder dabei, Aufbau und Funktion des menschlichen Ohrs sowie Unterschiede zur Tierwelt besser zu verstehen. Im praktischen Teil ertasten die Kinder ihre eigenen Ohren und erkunden in Partnerarbeit ihr individuelles Hörfeld: Wo beginnt mein Hörbereich? Wie klar nehme ich Geräusche aus verschiedenen Richtungen wahr? Im Stoffschlauch orientieren sie sich nur über Geräusche von außen, wodurch sie eine neue, bewusste Wahrnehmung von Raum und Bewegung ohne Sehen erleben.

Das hat Vertrauen gebraucht.