MOVE, Ausstellung, Haus der Kunst, München

Als Performerin agiert Judith Hummel von Februar bis Mai 2011 in der Ausstellung MOVE choreographing you im Haus der Kunst, München. Hummel ist Teil der Arbeit Production (2010) der Choreografen Xavier Le Roy und Mårten Spångberg. Production beinhaltet die Aktivierung der Stücke Huddle (1961) und Hangers (1961) von Simone Forti sowie Adaptation: Test Room Containing Multiple Stimuli Known to Elicit Curiosity and Manipulatory Responses (1999/2010) von Mike Kelley.

Haus der Kunst, Publikation, Move choreographing you, 2011

Xavier Le Roy & Mårten Spångberg

Xavier Le Roy, geboren 1963 in Juvisy sur Orge, Frankreich; lebt und arbeitet in Montpellier, Frankreich; Mårten Spångberg, geboren 1968 in Schweden; lebt und arbeitet in Stockholm, Schweden

Wenn sie über ihre neue Arbeit Production (Produktion, 2010) sprechen, stellen der Choreograph Le Roy und der Autor und Kritiker Spångberg die Frage: <<Was bedeutet es, zu choreographieren?>> Und weiter: <<Wir wollten Choreographie als eine Handlung behandeln, die kein Produkt ergibt – es gibt kein Objekt, zu dem wir zurückkehren können, um es zu betrachten oder zu bewerten. Was bedeutet dies also in einer Kunstausstellung, die normalerweise voller Objekte ist?<<Production ist ein Stück für drei Teilnehmer/innen, u.a. Absolvent/-innen des Trinity Laban Conservatoire of Music and Dance und der Iwanson International School of Contemporary Dance. Sie erarbeiten und reproduzieren Tänze und Choreographien, die sie ausgesucht haben, und benutzen tragbare Mediaplayer, um diese einzustudieren. Wenn Ausstellungsbesucher/innen sie unterbrechen, werden neue Aktivitäten und Beziehungen angestoßen.>> (aus: Begleitheft zur Ausstellung MOVE, Haus der Kunst, 2011)

Production wird unterstützt von Portland Green Cultural Projects.

Simone Forti

geboren 1935 in Florenz, Italien; lebt und arbeitet in Los Angeles, USA

Simone Forties Untersuchungen der <<normalen Bewegung>> revolutionierten in den frühen 1960er-Jahren den Tanz. In den späten 1960er-Jahren begann sie, im Rahmen ihrer Recherchen über die <<Wurzeln des Tanzverhaltens>> die Bewegung von Tieren zu studieren. (…) Forties frühe Tanzkonstruktionen, etwa Huddle (Haufen / anhäufen, 1961), wo eine Gruppe von Tänzer/innen eine stabile Struktur bildet, über die dann ein/e Tänzer/in ohne feste Bewegungsvorschrift klettert, beruhen auf Improvisation und Zufall. Andere Stücke aus dieser Zeit schaffen Bewegung aus einfachen Strukturen. Bei Hangers (Hängende, 1961), die sowohl als Skulptur als auch als Tanz konzipiert ist, hängen Seile als Schlingen von der Decke. Einige der Performer/innen – die <<Hängenden>> – stehen schwebend in diesen Schlingen, während andere – die <<Gehenden>> – sich zwanglos zwischen ihnen bewegen. Weil die <<Hängenden>> dicht beieinander hängen, können die <<Gehenden>> nicht umhin, sie versehentlich anzustoßen und zum Schwingen zu bringen. (aus: Begleitheft zur Ausstellung MOVE, Haus der Kunst, 2011)

Mike Kelley

geboren 1954 in Detroit, USA; lebt und arbeitet in Los Angeles, USA

Mike Kelley beschreibt Adaption: Test Room Containing Multiple Stimuli Known to Elicit Curiosity and Manipulatory Responses als theatralen Raum mit <<skulpturalen Elementen, die von den Spielzimmer-Objekten inspiriert sind, die Harry Harlow in den 1950er- und 1960er-Jahren im Primatenlabor der University of Wisconsin in seinem Testraum für <Feldversuche> zu den Affekten von Menschenaffen verwendet hat. Diese Objekte sind auf Menschengröße vergrößert und so angeordnet worden, dass sie an die abstrakten Bühnenbilder erinnern, die der Bildhauer Isamu Noguchi seit den 1940er-Jahren für die amerikanische Choreographin Martha Graham entworfen hat.>> Graham (1894-1991), eine der wichtigsten Pionierinnen des Modern Dance, war der Überzeugung, dass man <<offen bleiben und sich der Begierden bewusst sein soll, die einen antreiben >>.
Die begleitenden Filme zeigen einen von Anita Pace choreographierten Tanz und eine lebensgroße Projektion, die zusammen mit Pace entstanden ist und in Kelleys ursprünglicher Test Room-Installation gefilmt wurde. Dieser längere Film verschmilzt drei verschiedene Elemente: Bewegungen, die von Martha Grahams Tanzstücken inspiriert wurden, Gebärden, die den Verhaltensweisen der Affen in Harlows Experimenten nachempfunden sind, sowie aggressive, <<kathartische>> Handlungen, die sich an Albert Banduras psychologische Studien zu den Auswirkungen von Gewalt im Fernsehen auf Kinder im Vorschulalter anlehnen. Der Tanzfilm ist durch Zwischenschnitte unterbrochen, welche aggressive und zärtliche Tätigkeiten von vier Schauspieler/innen zeigen, unter anderem von Männern in Gorillakostümen. (aus: Begleitheft zur Ausstellung MOVE, Haus der Kunst, 2011)